Wer da meint, Schnaps sei Schnaps, hat noch keinen Brand von Robert Gierer verkostet. Dann wüsste er nämlich, dass es himmelhohe Unterschiede in dieser Spezies gibt. Im Lindauer Ortsteil Bodolz baute er seinen Betrieb konsequent aus und feilt beinahe fanatisch an weiterer Veredlung seiner ohnehin schon unübertrefflich scheinenden Geschmacksknüllern. Viele Rezepturen konnte Robert Gierer von seinen Vorfahren übernehmen, er ist schon der Vierte in der Generationenfolge. Darauf ruhte sich der gelernte Obstbauer und Destillateur mit Abitur aber nicht aus. Guten Schnaps brennen viele, feinste Raritäten aber wenige. Ihm gefällt es natürlich, wenn die Leute sagen, „Schnaps trinke ich nicht, aber Gierer mag ich.“ Vorzügliche Produkte brauchen das dazu passende, stilvolle Ambiente, in dem sie präsentiert werden. Dazu baute Gierer die alte Tenne mit viel Handarbeit geschmackvoll und großzügig um, gestaltete sie zu einem edlen Gastraum, der an ein Toscana Gut erinnert, in dem eine Degustation zum kleinen Fest wird. Peinlichst saubere Sortenreinheit Was an eingesetztem Obst nicht um den See wächst, lässt sich Gierer aus ganz Europa tiefgekühlt anliefern. „Ich verwende nur erstklassige, hocharomatische, sonnengereifte Früchte, die handverlesen verwertet werden“, betont Gierer. Mittlerweile entwickelte er ein feines Gespür, wann der Zeitpunkt für den Brand der Maische gekommen ist. Richtig ist er, wenn die maximale Ausbeute von Aromen gewährleistet ist. Nach mehr als zwei Jahren Lagerung schlägt die Stunde der Wahrheit. Diesen Höhepunkt erfasst bei der Verkostung zuerst die Nase. „Lassen Sie den Duft auf sich wirken und stellen Sie sich die Frucht dabei vor“, empfiehlt Gierer. Die ersten Tropfen des edlen Getränks verblüffen durch die Intensität des Geschmacks, man meint, in das Obst zu beißen. Restlos überzeugt einen die spezielle Prüfmethode des Experten. Er schenkt wenig in das Glas, schwenkt es mehrmals, schüttet den Inhalt aus, schwenkt wieder, bis der Alkohol verraucht ist und fordert auf, eine Geruchsprobe zu nehmen. Reinste Fruchtaromen entfalten sich in unwahrscheinlicher Dichte! Genussvoll probieren Kein Wunder also, dass in bestqualifizierten Restaurants wie Schubeck in München ausschließlich Gierer-Edelbrände zum Zuge kommen. Er schult die Mitarbeiter seiner Kunden sogar selbst ein, damit sie den Gast zu vollendetem Genuss anregen. Gerne richtet er Gourmetverkostungen für Gruppen oder Firmen in seiner Edeltenne aus. Seine Frau Kerstin bäckt dazu sogar eigenes Brot. Auf Wunsch zaubert ein Haubenkoch ein Menü dazu.